Schon mal in Taipeh gewesen? Vielleicht zumindest für ein paar Stunden, vor dem Weiterflug Richtung Australien? Wie auch immer: Die 3-Millionen-Hauptstadt Taiwans war in jüngster Vergangenheit ja meistens in Sachen „Hoch – höher – am höchsten“ in den Schlagzeilen… Gemeint ist damit das derzeit höchste Gebäude der Welt, „Taipeh 101“, das seit kurzem die taiwanesische Metropole ziert. Taipeh 101 wartet nur mit Zahlen der Superlative auf: 101 Stockwerke, 508 Meter Höhe, mit 60 km/h die schnellsten Aufzüge der Welt und und und. Kein asiatischer Baumeister würde es hier wagen, die Prinzipien des Feng Shui zu missachten – klar, dass sie auch beim Taipeh 101 berücksichtigt wurden.
Taipeh und seine beeindruckende Silhouette (v.a. des Finanzzentrums) glänzt eher durch die unzähligen Hoch- und Höchsthäuser, die wie Mikadostäbchen im ehemals sumpfigen Boden stecken – und weniger durch beeindruckende Parks und ausgedehnte Grünerholungsflächen. Die sind eher Mangelware und müssen mit der Lupe gesucht werden … Da könnte man nun eigentlich annehmen, dass jeder gesunde Baum inmitten dieser Beton-, Stahl- und Glaswüste herzlich willkommen wäre! Weit gefehlt. Und wenn er noch dazu den Fluss des Chi stört – weg damit! Aber der Reihe nach.
Also – Szenario: Haus mitten in Taipeh, wunderbarerweise umgeben von 40 Bäumen. Vor Gesundheit strotzend – eigentlich ein Wunder in dieser Umgebung. Im Haus – ein überzeugter Anhänger des Feng Shui, der irgendwo einmal gehört hat, dass dieses Chi da unbedingt frei fließen muss, sonst gibt´s Zores. Ein Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes: die Bäume, Äste und das Blätterwerk blockieren das Chi, das Arme kann nicht ungehindert fließen – also: nichts wie weg mit dem störenden Grün! Ein bisschen mit der Motorsäge nachgeholfen – und schon ist die Umgebung des Hauses befreit vom störenden Gebüsch.
Ob es sich bei dieser Aktion um eine ganz neue Form von Feng Shui handelte, etwa um eine mir bislang unbekannte “Lehre von den 40 Bäumen” weiß ich leider nicht. Nur soviel ist gewiss: Statt Harmonie und Glück flatterte dem Mann ein Gerichtsurteil ins Haus; die Richter verurteilten ihn völlig ungerührt von Chi & Co zu vier Monaten Gefängnis. Und auch die Nachbarn sind sauer – sie wollen den Mann nun auch noch auf Schadenersatz verklagen.