Dass China das Rundherum der Olympischen Spiele maßgeblich nach den Prinzipien von Feng Shui und der chinesischen Zahlenlehre ausgerichtet hat, haben wir bereits berichtet; vor allem die Eröffnung der Spiele stand im Zeichen der Glückszahl Acht – sie ging am 08.08.08. über die Bühne, begann um 08:08. etc.

Eine Folge dieses starken Glaubens an die Glückszahl Acht wurde erst jetzt spürbar – als nämlich hunderte, tausende Postkarten mit dem Stempel „8.8.2008“ in die Postkästen flatterten. Pekinger Postanstalten haben nämlich kurz nach dem verheerenden Erdbeben folgende Werbeaktion gestartet: “Verschicken Sie Ansichtskarten vom Nationalstadion am Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele an Ihre Freunde!” Jetzt treffen allerorten die Postkarten ein, mit denen uns Glück ins Haus geschickt werden soll.

Das abergläubische Denken dahinter ist komplex: Ursprünglich ist die Acht eine aus Südchina stammende Glückszahl, weil sie im regionalen Dialekt so ähnlich wie der Wunsch “Reich werden” klingt. Wenn aber zu viele Achten auf einmal zusammenkommen wie beim Olympiadatum schlägt die Glückswirkung jedoch ins Gegenteil um – das glauben zumindest viele Chinesen, und die Ereignisse scheinen ihnen Recht zu geben. Alle Katastrophen Chinas im Olympiajahr 2008 lassen sich irgendwie mit der Zahl Acht verbinden: Beim Einbruch des Eiswinters am 25. 1., bei den Tibetunruhen am 14. 3. und auch beim Erdbeben am 12. 5. ergibt die Quersumme jeweils acht.

Die Häufung solcher Unglücksachten im Vorfeld der Olympischen Spiele hätten ihr Gutes, beruhigte Pekings Feng Shui-Meister Dong Yilin: Das Olympiadatum wirke mit seinen eigenen Achten wie ein Damm gegen die böse Flut. Kein Wunder also, dass tausende Chinesen Postkarten verschickten und 15 646 Paare am Eröffnungstag in Peking heirateten. Die Welt erlebte eine reibungslose Eröffnung der Spiele am 8. August. Trotz der Acht oder wegen der Acht?